Gruselkabinett (111) – Die Grube und das Pendel

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Im Jahr 1796 kommt der Edelmann Montrésor in Haft. In einem Verlies muss er grauenvolle Qualen erleiden, kommt wie durch ein Wunder aber wieder frei.
Viele Jahre später trifft Montrésor den Richter wieder, der ihn damals verurteilt hatte.
Und er ersinnt einen perfiden Racheplan.

Das Hörspiel hinterlässt einen im wahrsten Sinn des Wortes zwiespältigen Eindruck.
Im ersten Teil, der sich Edgar Allan Poes berühmter Schauergeschichte „Die Grube und das Pendel“ widmet, erwartet den geneigten Hörer ein spannender und gut gespielter Grusler, in dem Johannes Raspe als junger Montrésor um sein Überleben in dem Höllenkerker des Richters Fortunato kämpfen muss.
Die Atmosphäre ist wunderbar düster, Raspe dreht langsam aber gewaltig an der Panikschraube, und während die Ratten auf Menschenfleisch lauern wandert das zwischen den Hörerohren schwingende Todespendel unaufhaltsam nach unten.

Nach etwas mehr als 30 Minuten hat das Grauen für Montrésor schließlich ein Ende, und vielleicht hätte Marc Gruppe gut daran getan, das Hörspiel damit zu beenden.

Stattdessen hat er sich aber dazu entschlossen, eine weitere Geschichte Poes mit „Die Grube und das Pendel“ zu verknüpfen, nämlich die Erzählung „Das Fass Amontillado“.
Ein solches Experiment hatte schließlich mit der Hörspieladaption von „Die Maske des roten Todes“ schon einmal gut funktioniert. Darin hatte man gekonnt die Geschichte „Hopp-Frosch“ mit der Erzählung um den grausamen Prinz Prospero zu einem großen Ganzen verbunden.

So darf nun also der ergraute Montrésor den nichts ahnenden Richter Fortunato in seinen Weinkeller geleiten, wo angeblich ein überaus edler Tropfen auf ihn wartet.
Und da laufen sie nun, die beiden Herren.
Aber selbst wenn man sich an den Hörspielgranden Jürgen Thormann und Eckart Dux eigentlich nicht satt hören kann, hätte man das Ganze problemlos in 15 statt über 30 Minuten Spielzeit abhandeln können.

Der geneigte Hörer weiß oder ahnt ja sowieso, was da kommen wird, und so möge man mir ein nach 15 Minuten im Weinkeller leicht entnervt ausgestoßenes: „Macht hin!“ verzeihen, als sich das Hörspiel wieder einmal ausgiebig einer von Montrésors eindeutig-zweideutigen Anmerkungen oder einem von Fortunatos hartnäckigen Hustenanfällen widmet.

Ich habe mir sogar das Vergnügen bereitet, mir Das Fass Amontillado noch einmal in Hörbuchform vorlesen zu lassen (Merci, Spotify!).

Und was soll ich sagen? Das Ding dauert da gerade einmal 14 Minuten, die auch für die Hörspielumsetzung vollauf genügt hätten.

Aber:

Die Grube und das Pendel ist trotz des überlangen zweiten Teils weit davon entfernt, ein schlechtes Hörspiel zu sein.
Vielleicht hätte man einfach nur ein Zitat Montrésors aus der Originalvorlage etwas mehr beherzigen müssen.
Denn der sagt, nachdem er Fortunato an die Mauer des Gewölbes gekettet hat:
„Es war das Werk weniger Sekunden.“

Eine Hörprobe gibt es hier!

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