Eine Gruppe von Verschwörern, allesamt raffgierige Widerlinge und Menschenschinder, will mithilfe der Zauberpflanze Alraune ein Wesen erschaffen. Der Plan gelingt, und kaum, dass das Geschöpf zu einer attraktiven jungen Frau herangewachsen ist, macht es sich daran seine Schöpfer, einen nach dem anderen ins Verderben zu stürzen.
Dieses Hörspiel ist eine echte Überraschung. In völliger Unkenntnis der Geschichte und in Erwartung des für Titania üblichen, oftmals zu langen „Vorgeplänkels“, war ich ziemlich baff angesichts des Umstands, dass schon im ersten Akt des Hörspiels ordentlich die Post abgeht.
Eine Bande ekelhafter Unsympathen begeht einige der schlimmsten Verbrechen, darunter Samenraub, Entführung und künstliche Zwangsbefruchtung. Und aus Menschenschädeln geschnitzte Knobelbecher spielen ebenfalls eine Rolle.
Holla! Mächtig harter Stoff für ein Hörspiel, das auf einem Roman aus dem Jahr 1911 beruht.
In den falschen Händen hätte aus dem Ganzen sicher ein trashiger Softporno werden können, denn die attraktive Alraune verdreht im weiteren Verlauf der Geschichte manchem Mann den Kopf. Bei Titania Medien verlässt man sich stattdessen auf eine ganze Reihe hochklassiger Sprecher, die mit hörbarer Spielfreude in ihren durchweg unsympathischen Rollen aufgehen.
Da wäre zum Beispiel Liane Rudolph, die mich zuletzt in End Of Time mehr als begeistert hat. Sie spielt die durchtriebene, latent hysterische Fürstin Wolkonski, die gleich zu Beginn eine äußerst delikate Aufgabe zu erledigen hat und gegen Ende einen furiosen Auftritt hinlegt, als sich Alraune schließlich auch von ihr abwendet.
Der wohl größte Drecksack unter den Verschwörern ist Alraunes „Vater“ Jakob ten Brinken, herrlich fies und großkotzig interpretiert von Hans Bayer.
Solveig Duda, Tobias Lelle, Manfred Lehmann, Kathrin Ackermann, Hasso Zorn. Bis in die kleinste Nebenrolle sind hier Profis am Werk.
Nicht zu vergessen Sabine Bohlmann, seit Jahrzehnten bekannt als deutsche Stimme der kleinen Lisa in der Trickserie Die Simpsons. Sie spielt die durchtriebene, Männer fressende Alraune mit großer (Woll-)Lust, lässt aber auch immer wieder durchblicken, dass irgendwo tief unter der rauen Schale dieses missbrauchten Geschöpfs ein weiches Herz schlägt.
Ein weiteres echtes Highlight, das es aus dem Stand in meine persönlichen Top 5 innerhalb des Gruselkabinetts geschafft hat.
Respekt, Titania Medien, 87 Folgen – und kein bisschen leise!
Weitere Infos gibt es hier!
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