Tinnitus

Mit 16 Jahren vergewaltigt Tim die gleichaltrige Lena auf einer Party.
Vier Jahre später wird er aus der Haft entlassen, aber die Folgen seiner Tat lassen weder ihn noch sein Opfer los.

Viele Jahre hat die Berliner „Lauscherlounge“ kein Hörspiel mehr veröffentlicht und wagt sich nun wieder mit dieser in mehrfacher Sicht ungewöhnlichen Produktion auf den Markt.
Das Thema Vergewaltigung wird von Autor und Regisseur Max Benyo glücklicherweise sehr behutsam behandelt, wenn auch die Geschichte und ihr Verlauf sicherlich polarisieren werden.

Die Produktionsweise ist ebenfalls ungewöhnlich. Das Hörspiel wurde nämlich nicht im Studio aufgenommen, sondern entstand „on location“. So folgen wir Lena und Tim hörenderweise auf Partys, an ihren Arbeitsplatz oder in Tims Wohnung.

Und es sind gerade die Szenen des unmittelbaren Aufeinandertreffens von Täter und Opfer, die bei mir die tiefsten Eindrücke hinterlassen haben.
Die starken und überzeugenden Leistungen der Schauspieler, allen voran Jonathan Berlin als Tim und Elisa Schlott als Lena, stürzen nicht nur die Figuren sondern auch den Hörer in ein Wechselbad der Gefühle, in dem die Grenzen zwischen richtig und falsch, zwischen Wut und Hoffnung zunehmend verschwimmen.

Das unverkrampfte und natürliche Spiel der Beteiligten erinnert an eines der letzten Lauscherlounge-Hörspiele, Johanna Steiners stilles Meisterwerk „übernacht“.

Und wie „übernacht“ ist auch „Tinnitus“ ein Hörspiel der leisen Töne, die allerdings mit einer unglaublichen Wucht nachhallen.

Wohl das Beste, das ich dieses Jahr zu hören bekommen habe.

Weitere Infos gibt es hier!

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