Zu Beginn gesteht der Ich-Erzähler Daniel Upton, seinen besten Freund Edward Pickman Derby erschossen zu haben, und doch besteht er darauf, nicht sein Mörder zu sein. Und was Daniel seinem Sohn im Lauf der nächsten fast eineinhalb Stunden Spielzeit dieses gelungenen Hörspiels erzählt, ist die tragische und schauerliche Geschichte Edward Pickman Derbys, die den Hörer in die Welt Howard P. Lovecrafts entführt. Denn Edwards Frau Asenath stammt aus dem Ort Innsmouth, um dessen Bewohner allerlei unheimliche Geschichten kursieren. Und Daniel Upton ist äußerst beunruhigt über die Veränderungen, die nach der Eheschließung in seinem Freund Edward vorgehen. Warum fühlt er sich von seiner Frau bedroht? Kann es wirklich wahr sein, dass Asenath Edwards Körper für okkulte Praktiken „benutzt“?
Ein weiteres Lovecraft-Hörspiel von Titania Medien, und ich sage es gleich, in meinen Augen ist es die bisher gelungenste Lovecraftbearbeitung innerhalb der Reihe.
Das liegt zum einen an der durchweg düsteren Atmosphäre, für deren Erschaffung die Macher mal wieder alle Register ziehen, was Geräusche, Effekte und die (manchmal etwas zu sehr in den Vordergrund drängende) Musikuntermalung angeht.
Ein besonderes Ohrenmerk möchte ich auf die beiden Hauptdarsteller richten. Helmut Winkelmann, bekannt als Sprecher in zahlreichen Fernsehproduktionen und natürlich als langjähriger Sprecher der Hauptrolle in der legendären Hörspielserie Geisterjäger John Sinclair von Tonstudio Braun, spielt den „Mörder“ Daniel Upton sehr überzeugend und ist ein perfekter Ich-Erzähler.
Die echte Überraschung ist allerdings Stefan Krause mit seiner Darstellung des Edward Pickman Derby.
Mein persönliches „Problem“ mit Stefan Krause war bisher, dass er in vielen seiner Rollen etwas comichaftes an sich hatte, da er mir durch viele Synchronarbeiten für Trickfilme und -serien bekannt war, etwa als deutsche Stimme des Dr. Peter Venkman in der 80er-Trickserie The Real Ghostbusters. Und auch bei anderen Synchronarbeiten, etwa als deutsche Stimme von Philip Seymour Hoffman (Capote) oder Paul Gimatti war da immer dieser Gedanke im Hinterkopf: „Ah, Stefan Krause! Der ist lustig!“
In Das Ding auf der Schwelle zeigt er nun eindrucksvoll, dass er auch anders kann. Seine Darstellung des Edward wirkt zu keiner Sekunde übertrieben oder chargierend, stattdessen stürzt er sich und den Hörer in ein Wechselbad der Gefühle und sorgt ein um´s andere Mal für wirklich schauerliche Momente, die von vielen Hörern in der Reihe ja zunehmend vermisst werden.
Trotz der langen Spielzeit, trotz des früh erkennbaren „Körperfresser“-Motivs, es ist vor allem Stefan Krauses Verdienst, dass man als Hörer über die volle Spielzeit von 83 Minuten hinweg gebannt an den Kopfhörern klebt. Und der finale Auftritt des Dings auf der Schwelle ist einer der wenigen wirklich großen Hörspielmomente des Jahres 2013.
Eine Hörprobe gibt es hier!
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