Sage und schreibe neun Hörspiele um den berühmtesten aller Detektive hat der Audioverlag in diese 5-CD-Box gepackt. Darunter befinden sich Produktionen des SWF mit dem Duo Walter Renneisen und Peter Fitz in den Hauptrollen, ebenso wie Aufnahmen des Bayerischen Rundfunks mit Peter Pasetti als Sherlock. Und schließlich noch eine Fassung des Saarländischen Rundfunks aus dem Jahr 1965 („Die Weihnachtsgans“) mit Alexander Kerst und Heinz Leo Fischer in den Hauptrollen, sowie dem jungen Hans Clarin in einer wichtigen Nebenrolle.
Es ist ein erneuter Beweis für die Unkaputtbarkeit der Doyleschen Vorlagen, dass die Hörspiele alle auf ihre Art sehr gut funktionieren.
Sie laden auch zu Vergleichen der Bearbeitungen und Herangehensweisen der Schauspieler an ihre Rollen ein.
So fällt ein ums andere Mal auf, mit wie viel Verve, Humor und geradezu kindlicher Neugierde Peter Pasetti seinen Holmes anlegt.
Walter Renneisen gibt seinem Ermittler mehr Überheblichkeit und Distanziertheit, bleibt aber dennoch sympathisch und findet in Peter Fitzens Watson einen beinahe gleichberechtigten Partner.
Ein Umstand, der mir sehr gut gefällt, wird der gute Doktor in anderen Produktionen doch all zu oft als unbeholfen und dem Meister intellektuell weit unterlegen dargestellt.
Für Hörspielfreunde ebenso lohnenswert ist diese Box, weil sie ein Wiederhören mit so vielen leider mittlerweile für immer verstummten Hörspiellegenden ermöglicht. In Nebenrollen brillieren große Schauspieler wie Wolfgang Büttner („Momo“), Hans Clarin oder Klaus W. Krause, die legendäre deutsche Synchronstimme von Jean Gabin.
Zudem gemahnen diese Hörspielschätze an eine Zeit, in der Hörspiele noch echte Straßenfeger waren und es genügte, ein paar talentierte Staatsschauspieler gemeinsam in ein Radiostudio zu setzen um wahrhaftiges Theater für die Ohren zu zelebrieren.
„Das getupfte Band“ ist eine schaurige Geschichte rund um den mysteriösen Tod eines jungen Mädchens.
„Das Rätsel von Boscombe Valley“ handelt vom Mord an einem reichen Gutsbeitzer. Obwohl alle Hinweise auf dessen Sohn als Täter hindeuten, ist Holmes anderer Meinung.
CD Nummer 3 vereint zwei der skurillsten Falle des Meisterdetektivs. In „Der Mann mit der Hasenscharte“ glaubt eine Frau im Fenster einer miesen Spelunke ihren Mann wieder zu erkennen. Doch der scheint spurlos verschwunden, bis Holmes schließlich die komplett aberwitzige Auflösung präsentiert.
Und in „Die Weihnachtsgans“ wird im Hals des als Festtagsschmaus gedachten Tiers ein wertvoller Edelstein gefunden.
Wie und warum der da hinein gelangt ist, liefert Stoff für eine ebenso amüsante und erfreulich unblutige Geschichte, in der vor allem Hans Clarin eine formidable Leistung abliefert.
In „Das Beryll-Diadem“ wird ein wertvolles Schmuckstück aus dem Haus eines Bankiers entwendet.
In „Ein Skandal in Böhmen“ gerät der König von Böhmen (Thomas Thieme) in arge Bedrängnis, denn man versucht ihn kurz vor seiner Eheschließung mit einem kompromittierenden Foto zu erpressen. Außerdem trifft Holmes auf Irene Adler, die fortan die Frau seines Lebens sein wird.
Zudem befinden sich noch Hörspieladaptionen der Fälle „Die Liga der Rothaarigen“ und „Die Blutbuchen“ in der Box, wobei „Die Blutbuchen“, eine Produktion des SWF aus dem Jahr 1984 mit Rolf Henniger und Heinz Meier („Loriot“) in den Hauptrollen, für mich die schwächste Adaption innerhalb der Sammlung ist.
Die Geschichte um das Engagement eines Kindermädchens bei einer Familie, die ein finsteres Geheimnis hütet, wirkt trotz guter Schauspieler seltsam nüchtern und blutleer. Kein Vergleich zu den gelungenen SWF-Hörspielfassungen mit Peter Fitz und Walter Renneisen.
Dennoch möchte ich diese Box allen Holmes-Freunden und Komplettisten wieder wärmstens ans Herz legen, denn sie bietet fast sechs Stunden aufregende und abwechslungsreiche Hörspielunterhaltung, die auch nach Jahrzehnten nichts von ihrer Qualität und Strahlkraft verloren hat.
Weitere Infos gibt es hier!
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