Der Waisenjunge Stephen kommt im Jahr 1811 zu seinem um einige Jahre älteren Vetter in Pflege. Schon bald macht Stephen seltsame Beobachtungen in dem alten Haus seines Verwandten. Nachts hört er Kinderstimmen in den Räumen wispern und es plagen ihn schreckliche Alpträume. Welches finstere Geheimnis verbirgt sich in dem Gemäuer?
Dies ist innerhalb des Gruselkabinetts bereits die dritte Hörspielfassung einer Vorlage des Autors M. R. James, der eine Vielzahl an Geistergeschichten hinterlassen hat.
Atmosphärisch fesselt das Hörspiel von der ersten Minute an, denn man ahnt sofort, dass etwas nicht in Ordnung ist mit Stephens scheinbar sympathischem Vetter Mr. Abney, wunderbar doppelzüngig gespielt von dem Schauspieler Uli Krohm.
Sehr gut gewählt sind auch die Kindersprecher, allen voran natürlich Alexander Mager in der Rolle des Stephen, der während seines Aufenthalts so manch unheimliche Entdeckung machen muss.
Ein weiterer echter Glücksgriff ist Dorothea Walda, die hier die Rolle der Haushälterin spielt. Ihr eigentümlich helles, leicht verquetschtes Organ, das ein wenig an die Stimme der vor kurzem verstorbenen Edith Hancke erinnert, passt perfekt zu der Rolle. Und man kann nur hoffen, dass diese begabte Schauspielerin künftig öfter das hochkarätige Ensemble in Titania Mediens Hörspielproduktionen verstärken wird.
Die Geschichte ist zudem eine echte Fundgrube für Freunde des modernen Horror- und Gruselfilms. Man erkennt darin bereits Motive, wie sie etwa Alejandro Aménabar in seinem Film The Others oder Juan Antonio Bayona in Das Waisenhaus aufgegriffen haben.
Und während der grandiosen Badezimmerszene, die ohne spektakuläre Schreckeffekte, dafür aber mit erstklassigen Leistungen der beteiligten Sprecher für mehr als nur eine behagliche Gänsehaut sorgt, musste ich unweigerlich an jene unerreichte Szene aus Stephen Kings Shining denken, in der der kleine Danny Torrance das verbotene Hotelzimmer mit der Nummer 237 betritt.
48 Minuten schauerliche Hörspielunterhaltung, gekrönt mit einem drastischen Finale, wie man es eher selten in der immer noch oft zu Unrecht als „kuschelig und romantisch“ verkannten Reihe erlebt.
Meine Hochachtung. Wieder einmal.
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