Chloe und Rasmus sind seit 20 Jahren verheiratet. Er ist erfolgloser Theaterregisseur, sie macht irgendwas in einem Buchladen. Während eines Aufenthalts in Afrika kommt es zu einer Krise, denn Chloe beginnt eine Affäre mit dem jungen Masseur Benny. Nach Cloes und Rasmus´ Rückkehr nach Deutschland gerät das Leben des Paars vollends aus den Fugen, denn Chloe holt ihren Liebhaber kurzerhand zu sich nach Hause.
Mein erster Kontakt zu Sibylle Bergs Werk fand in Hörspielform statt, denn eines Tages stolperte ich über die grandiose Hörspielfassung ihres Stücks Das wird schon. Nie mehr lieben!, inszeniert von Sven Stricker mit Leslie Malton und Andreas Fröhlich.
Seitdem lese ich mit zunehmender Begeisterung ihre wöchentliche Kolumne auf Spiegel Online. Außerdem bin ich großer Fan ihres bissigen Endzeitromans Ende gut.
Der Tag, als meine Frau einen Mann fand beschreibt nun abwechselnd aus Sicht von Zoe und Rasmus deren langweilig gewordenes Eheleben. Rasmus´ Träume von einer großen Karriere als Regisseur sind nicht in Erfüllung gegangen, stattdessen versucht er in einem afrikanischen Elendsviertel mit den Einheimischen ein Stück zu inszenieren. Natürlich erfolglos.
Und Chloe? Die versucht derweil, sich mithilfe des gut bestückten, aber (scheinbar) einfach gestrickten Masseurs Benny ihre Jugend zurück zu ervögeln. Natürlich geht auch das schief, allerdings auf eine im letzten Drittel des Romans äußerst amüsante Weise.
Während man im ersten Teil des Romans die Hauptfiguren nämlich ausgiebig zu hassen gelernt hat, vielleicht auch, weil man sich all zu oft in ihrer Dekadenz, ihrem Selbstmitleid und ihren Erste-Welt-Problemen selbst wieder erkennt, bricht mit dem Einzug Bennys bei Chloe und Rasmus das absolute Chaos aus.
Und während Rasmus sich auf der Fickstuten-Party im Schwulenclub seiner sexuellen Orientierung bewusst werden muss, nimmt Chloe desillusioniert Abschied von ihrem geliebten Urlaubsflirt und tauscht das von Schwiegermama finanzierte, in voll gentrifizierter Gegend gelegene Sichtbeton-Loft gegen die kleine Mansardenwohnung am Stadtrand.
Eben alles fast wie im richtigen Leben.
Mit den Schauspielern August Zirner und Katja Riemann hat man dabei zwei perfekte Vorleser für das Buch gefunden. Sie finden immer den richtigen Ton für Chloes und Rasmus´ Gefühlslagen und machen so die Figuren um so menschlicher und (un-)liebsamer.
Ich mag Sibylle Berg. Ich mag ihren scharfen Humor, ihre Wahrhaftigkeit, ihre Schonungslosigkeit.
Der Tag, als meine Frau einen Mann fand hätte gerade zu Beginn sicher etwas mehr Bissigkeit und etwas weniger Bierernst gut getan, dennoch versammelt der Roman insgesamt wieder einmal all die Stärken, für die ich die Autorin Sibylle Berg seit vielen Jahren schätze und liebe.
Aber nicht nur sie. Ein ums andere Mal kam ich beim Hören nämlich auch ins Grübeln über mein eigenes Beziehungsleben.
Das Ergebnis?
Ich liebe meine Frau. Über alles.
Oder um es mit Rasmus´ Worten zu sagen:
„Vermutlich ist sie der Grund, dass ich noch lebe.“
Eine Hörprobe gibt es hier!
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