Von Männern, die keine Frauen haben

von männern die keine frauen habenDieser Erzählband des japanischen Autors Haruki Murakami versammelt sieben Erzählungen, in deren Mittelpunkt zumeist Männer stehen, denen aus den verschiedensten Gründen plötzlich etwas Entscheidendes im Leben fehlt. Eine Frau.

Gelesen werden die Geschichten von dem hörbucherfahrenen Schauspieler Frank Arnold, der durch seine fein nuancierte Vortragsweise viel zur Atmosphäre und zum Zauber der oft mit fantastischen Elementen angereicherten Erzählungen beiträgt.

Da gibt es einen alternden Schauspieler, der wegen eines Augenleidens eine junge Chauffeurin engagiert und ihr von seiner Freundschaft zu einem früheren Liebhaber seiner verstorbenen Frau erzählt. (Drive My Car).

In Yesterday geht es um zwei Jugendfreunde. Einer der beiden wünscht sich darin, dass der andere mit seiner Freundin ausgehen soll. Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen.

In Das eigenständige Organ steht ein älterer Mann im Mittelpunkt, der sich nach Jahren der Vielweiberei in eine jüngere Frau verliebt, am schlussendlichen Scheitern dieser Liebe aber buchstäblich zerbricht.

Scheherezade, die meiner bescheidenen Meinung nach beste und erotischste Geschichte innerhalb der Sammlung, liest (hört) sich spannend wie ein Krimi und erzählt von einem jungen Mädchen, das aus unerfüllter Liebe zu einem Mitschüler eine eigentümliche und nicht ganz ungefährliche Obsession entwickelt.

In Kinos Bar braucht ein Mann lange Zeit und ein paar geradezu fantastische Verwicklungen, um sich schließlich seine Enttäuschung über das Scheitern seiner Ehe einzugestehen.

Die eigentümliche Kafka-Hommage Samsa in Love erzählt von jemandem, der in seinem früheren Leben wohl mal ein Käfer war, und sich eines Morgens in der Gestalt des jungen Gregor Samsa in Prag wiederfindet, um sich kurz darauf in ein buckliges Mädchen zu verlieben. Eine an und für sich interessante Grundidee, die aber leider inhaltlich und stilistisch wenig überzeugt. Die einzige kleine Enttäuschung innerhalb der Sammlung.

Und schließlich führt der Autor uns männlichen Lesern in der Kurzgeschichte Von Männern, die keine Frauen haben vor Augen, wie leicht wir eben solche werden können.

„Frauen schenken uns besondere Momente, in denen sie für uns, mitten in der Wirklichkeit, die Wirklichkeit außer Kraft setzen.“

Dieses wunderschöne Zitat, das ich der Erzählung Scheherezade entnommen habe, lässt sich ohne weiteres auch auf Haruki Murakamis einzigartige Geschichten anwenden.

Sie sind ein unerschöpflicher Quell der Freude und Geheimnisse. Man kann sich in sie fallen lassen wie in die Arme einer liebenden Frau.

Sofern man eine hat.

Weitere Infos und eine Hörprobe gibt es hier!

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