Bernhard Hennen ist Autor fantastischer Romane und Erzählungen. Er schrieb unter anderem zahlreiche Romane zur Fantasiewelt Aventurien, dem Schauplatz der erfolgreichen Rollenspielreihe Das Schwarze Auge. Sein Roman Die Elfen wurde von Zaubermond Audio als fünfteiliges Hörspiel produziert. Die Hörspiele sind bei Folgenreich erschienen.
1. Wie intensiv waren Sie an der Entstehung der Elfen-Hörspiele beteiligt? Hatten Sie zum Beispiel auch Einfluss auf Sprecherauswahl, Musik und Bearbeitungen oder Kürzungen des Plots?
Ich war in alle wichtigen Entscheidungen eingebunden. So konnte ich zum Beispiel Wünsche für die Sprecher äußern und einige waren auch realisierbar. Wenn es nicht bei allen geklappt hat, lag es vor allem daran, dass keine Studiotermine gefunden werden konnten. Das Skript habe ich zusammen mit Dennis Ehrhardt erstellt, wobei er allerdings den Bärenanteil der Arbeit hatte und ich vor allem geprüft habe, ob Änderungen zum Gesamtkonzept passen. Bei einigen tiefer greifenden Änderungen haben wir in langen Telefonaten die Lösungen erarbeitet.
2. Gibt es Ihrer Meinung nach vielleicht sogar etwas, das die Hörspielfassung dem Roman voraus hat?
Auf jeden Fall! Man kann sie leichter „konsumieren“. In den letzten Jahren habe ich nach mehr als einem Vierteljahrhundert Pause Hörspiele und Hörbücher wieder für mich entdeckt. Ich höre sie bei langen Autofahrten, wenn ich zum Beispiel auf Lesereise bin. Seitdem ich das tue, bin ich sehr viel entspannter, wenn ich im Stau stehe. Und ich genieße es, auf diesem Wege doch noch viele Bücher kennenzulernen, die zu lesen mir die Zeit fehlt.
3. Ich selbst bin eher skeptisch, was Fantasyliteratur angeht. Was entgegnen Sie Kritikern, die sagen, dass sich seit Der Herr der Ringe eigentlich nicht viel getan hat in dem Genre, außer dass mittlerweile jedes Fantasyvolk eine eigene Romantrilogie spendiert bekommt?
Meist sind dies Kritiker, die keine Fantasy lesen, aber sich dennoch berufen fühlen Urteile abzugeben. Vergleiche ich die Lage in Deutschland mit dem Stand der Diskussion um andere literarische Genres, so steht außer Zweifel, dass die Fantasy das Stiefkind der Kritiker ist und man sich Fragen anhören muss, die zu anderer Literatur gar nicht aufkommen. Zumindest wurde meines Wissens noch kein Krimi-Autor gefragt, warum er denn solche Bücher schreibt, schließlich habe sich seit Edgar Allan Poes „The Murders in the Rue Morgue“am Grundplot nichts geändert. Ein Ermittler ist einem Verbrechen auf der Spur. Und dann all diese Serien… Die Wallanders, Brunettis, Schimanskis… All diese Ermittler bekommen gleich einen Stapel von Romanen. Wie Sie sehen, ist es ein Grundproblem, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Und das insbesondere in unserem Land. Im angelsächsischen Raum würde kaum jemand fragen, ob sich in der Fantasy in den letzten 50 Jahren etwas bewegt hat. Moderne Erzähler haben ein anderes Tempo, setzen andere Akzente und nutzen Fantasy zum Teil gar als Spiegel der Zeitgeschichte. Sie sehen also, es tut sich etwas.
4. Warum haben Sie sich eigentlich gerade für die Elfen als Protagonisten Ihrer Romanreihe entschieden?
In der Literaturwissenschaft gibt es den Begriff der Fallhöhe, über den unter anderem Arthur Schopenhauer geschrieben hat. Vereinfacht gesagt, geht es dabei darum, dass man umso drastischer scheitern kann, je tiefer man zu stürzen vermag. Deshalb schrieb Shakespeare so gerne Dramen über Könige. Ein verlorener Thron, das ist schon eine andere Geschichte als das verlorene Schwein eines Bauern. Ganz ähnlich verhält es sich mit den Elfen. In vielen Fantasy-Romanen gelten sie als das ästhetischste, das vollkommenste aller Völker. Und gerade hier liegt der Reiz. Zwingt man zwei Elfen dazu, mit einem Barbaren auszukommen, ergibt sich quasi von alleine eine wunderbare Geschichte voller Humor und Dramatik. Wer meine Elfenbücher gelesen hat, weiß, es geht immer um mehr als nur um Elfen.
5. Was, Der Herr der Ringe mal ausgenommen, sollte ein Fantsyneuling oder -skeptiker Ihrer Meinung nach unbedingt lesen, um ein Fan des Genres zu werden?
Maßstäbe setzt George R. R. Martin (und die mittleren Namensinitialen sind alles, was er mit Tolkien gemein hat). Sein Roman-Zyklus, der mit dem Band „A game of thrones“ beginnt, gehört in meinen Augen zum Besten, was das Genre zu bieten hat. Allerdings scheiden sich an den Büchern die Geister, da er ganz bewusst immer wieder mit gängigen Erzählklischees bricht. Für mich ist dies eines der Merkmale eines guten Autors, auf manche Leser wirkt das jedoch verstörend.
6. An welchen Projekten arbeiten Sie zur Zeit? Und: Wird die Hörspielserie fortgesetzt?
Als bekennender Elfenfreund arbeite ich natürlich an einem weiteren Elfen-Roman. Ob die Hörspielserie fortgesetzt wird, hängt vom kommerziellen Erfolg ab. Was das angeht, sieht es allerdings recht gut aus.
Ich danke Herrn Hennen für das Interview sowie Heike Glück und Folgenreich für die Hilfe bei der Kontaktaufnahme.
Foto: © Xin Wang
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