Das Zimmer

das zimmer

Björn arbeitet bei einer großen Behörde. Eines Tags entdeckt er dort ein verborgenes Zimmer. Sobald er den Raum betritt, wird er außergewöhnlich leistungsfähig und kreativ.
Aber keiner seiner Kollegen will ihm glauben, dass das Zimmer wirklich existiert.
Verliert Björn etwa den Verstand? Oder haben sich seine Mitarbeiter gegen ihn verschworen?

Beinahe ein jeder wird schon mal ein pedantisches Arschloch im Kreise seiner Arbeitskollegen gehabt haben.
Aber der Ich-Erzähler dieser Novelle ist schon ein ganz besonderer Typ von Mitarbeiter.
Eigentlich erfährt man nie während der knapp vier Stunden Spielzeit wirklich, was der Gute eigentlich den ganzen Tag über tut, nur dass er stets ein waches Auge auf das (Arbeits-)Verhalten seiner Mitarbeiter hat.

Denn Björn erwartet seine Form von Perfektionismus auch von seinem kompletten Umfeld.
Verständlich, dass sein Verhalten auf Unverständnis und schließlich auch Aggression stößt.
Allerdings führt Björns Übereifer auch zu wachsendem Erfolg für sein Unternehmen.
Und plötzlich wird aus dem Sonderling eine Führungsfigur.

Ein wenig fühlt man sich beim Hören von Das Zimmer an Werke von Kafka oder dunkle Dystopien im Stil von George Orwell erinnert.
Es mag aber durchaus sein, dass es in manch zeitgenössischen Behörde so oder so ähnlich zugeht, wie in der Arbeitswelt des Soziopathen Björn. Und vielleicht wünscht sich der ein oder andere Bullshit-Jobber von heute auch sehnlichst ein imaginäres Zimmer, in das er sich von Zeit zu Zeit zurückziehen könnte.

Mark Bremer bringt die Erzählung angemessen unangenehm zu Gehör, denn als Hörer rechnet man eigentlich jederzeit mit dem großen Knall, dem Einsturz von Björns irrem Wolkenkuckucksheim.

Dass der Worst Case ausbleibt, fand ich persönlich etwas schade. Ich hätte es ohne Probleme nachvollziehen können, wenn Björn oder einer seiner Kollegen schließlich mit der Axt in der Hand im Großraumbüro erschienen wäre.
Allerdings ist der Wandel des Protagonisten vom Außenseiter zum Erfolgsgaranten dann wieder sehr gelungen, und auch das schaurige Abschlusskapitel klingt lange im Hörerhirn nach.

Ein ungemütliches, groteskes, angenehm kurzes Hörbuch über die zerstörerischen Mechanismen unserer modernen Arbeitswelt.
Kann man gut in einem Rutsch durchhören. Am besten aber nicht gerade auf dem Weg ins Büro.

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