Ex-Marshall Nathan Holt verlässt seine Heimatstadt und will in dem Goldgräberkaff Bollock ein neues Leben beginnen. Doch er wird keineswegs mit offenen Armen empfangen. Der alteingesessene Marshall Wallace fürchtet um seinen Job, und außerdem beginnt kurz nach Holts Ankunft eine grausame Mordserie in der Gegend.
Westernhörspiele haben heutzutage ja Seltenheitswert. An lohnenswerten neueren Produktionen dieses Genres fällt mir eigentlich nur Frank Gustavus´ Produktion Gesucht: Billy the Kid aus dem Jahr 2006 ein.
Autor Franjo Franjkovic hat die Westernstory zusätzlich noch um einen Thrillerplot erweitert.
Und der ist meiner Meinung nach auch der einzige kleine Schwachpunkt einer ansonsten tadellosen Produktion.
Regisseur und Hauptdarsteller Marc Schülert hat viele talentierte Sprecher für das Hörspiel gewinnen können, unter anderem den bekannten Synchronsprecher Detlef Bierstedt (George Clooney) als Marshall Wallace, der dem Neuankömmling Holt das Leben ziemlich schwer macht. Aber auch die übrigen (mir) teilweise unbekannten Sprecher überzeugen durchweg in ihren Rollen. Sehr schön ist etwa das Zusammenspiel von Christiane Marx und Marc Schülert, die gemeinsam in der mysteriösen Mordserie ermitteln.
Aber was wäre ein Western ohne die passende Atmosphäre? Und auch hier fahren die Macher wirklich große Geschütze auf. Angefangen beim unverschämt eingängigen Gitarrensoundtrack von Michael Donner und Jörg Purfürst, über die detaillierte Geräuschkulisse, bis hin zum eigens für das Hörspiel komponierten Titelsong. Hier stimmt wirklich alles und entführt den Hörer von der ersten Minute an in den Wilden Westen am Ende des 19. Jahrhunderts.
Lediglich der blutige Thrillerplot sollte für Fans des Genres keine wirklich große Herausforderung darstellen. Mir war jedenfalls relativ schnell klar, was der Mörder da säckchenweise in seinen Opfern „versteckt“ hat.
Glücklicherweise bietet die Mörderhatz allerdings die Gelegenheit für einen wahrhaft dämonischen letzten Akt, in dem vor allem Santiago Ziesmer zu Höchstleistung aufläuft. Er beweist einmal mehr seine Wandlungsfähigkeit. In ihm steckt so viel mehr als nur der lustige Sponge Bob.
Und ganz am Ende gibt es in bewährter Ohrenkneifer-Tradition wieder ein interessantes Making Of, in dem Regisseur Marc Schülert aus dem Nähkästchen plaudert.
Insgesamt ist Blutige Fährten ein hervorragend produziertes Hörspiel, mit dem das Label Ohrenkneifer mal wieder seine Vorliebe für ungewöhnliche Stoffe beweist. Ein atmosphärischer Western-Thriller, dem allerdings an der ein oder anderen Stelle etwas mehr Sergio Leone und etwas weniger David Fincher nicht geschadet hätte.
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