Schneetreiben

markus duschek schneetreibenEin Pärchen während einer Fahrt durchs verschneite Finnland. Wir erfahren, dass die beiden vor einiger Zeit eine offene Beziehung geführt haben und nun zu einer einsam gelegenen Hütte fahren wollen um festzustellen, ob alte Liebe wirklich nicht rostet. Da entdecken sie auf der Straße ein liegengebliebenes Auto und daneben eine riesenhafte Gestalt, die allerdings nicht auf ihre Ansprache reagiert. Ein mulmiges Gefühl begleitet sie auf der Weiterfahrt zu ihrem Ziel. Und nicht nur das…

Was gleich zu Beginn positiv auffällt, ist die Kammerspiel-Atmosphäre des Hörspiels, denn die meiste Zeit über sind nur die beiden Hauptdarsteller Heidi Klein und Marco Mehring zu hören. Und die machen ihre Sache wirklich gut. Sie tragen das Hörspiel problemlos, und auch das Gefühlschaos, in dem sich Vivian und Jonas  befinden, die nicht miteinander und nicht ohne einander können, wird durch das natürliche Spiel der Schauspieler in zahlreichen inneren Monologen, Rückblenden und gut geschriebenen Dialogen deutlich und greifbar.

Allerdings hätte sich Autor Markus Duschek gerne den ein oder anderen schwül-schlüpfrigen Satz sparen können (Vivian: „Aber jetzt und hier habe ich nur ein Ziel: Mich mit dir und in deinen Armen in unserer Hitze zu verlieren.“), denn bereits ab Minute Eins des Hörspiels ist dem Hörer schon klar, dass Vivian und Jonas sicher nicht nur zum Reden in die finnische Einöde gefahren sind.

Und ich behaupte jetzt mal ganz einfach, dass es kein Spoiler ist zu verraten, dass die Story im postkoitalen Verlauf den Motiven klassischer Slasher-Filme folgt. Aber darin liegt auch das Problem. Denn obwohl Regisseur Ralf Jordan die Geschehnisse mit allerlei akustischen Ideen und ein paar wirklich exzellent gesetzten Schockeffekten würzt, vermag die Geschichte dem Grundmotiv doch keine wirklich neuen Facetten abzugewinnen.

Und so wird das Hörspiel, sobald es sich auf weitgehend ausgelatschte Slasher-Pfade begibt, doch ziemlich vorhersehbar. Ich erwarte ja kein Severance oder Tucker & Dale vs. Evil in Hörspielform, aber gerade nach den früheren weitaus originelleren Produktionen von Markus Duschek und Ralf Jordan (Detektei Bates, mein Tag), hätte ich mich über ein paar frische Ideen schon sehr gefreut, selbst wenn das Hörspiel „nur“ als Hommage an das Genre gedacht war.

Was bleibt ist ein beeindruckend gespieltes und technisch sehr gut produziertes Hörspiel, das als Bösewicht allerdings nichts weiter zu bieten hat als ACHTUNG!!! SPOILER!!! einen der altbekannten wortkargen, irren und Kettensäge schwingenden Hinterwäldler aus der Horror-Grabbelkiste.

Mehr Infos, unter anderem einen interessanten Audiokommentar, gibt es auf der Homepage von Hystereo!

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