Old Firehand

old firehandIn der Nähe des Ortes New Venango macht Old Shatterhand die Bekanntschaft der jungen und schlagfertigen Ellen. Kaum in New Venango angekommen, kommt es zu einem schweren Unglück, in dessen Verlauf Shatterhand der jungen Frau das Leben rettet.
Doch die resolute Ellen verschmäht ihren Retter. Erst in Gesellschaft des legendären Westmanns Old Firehand kommt es zu einem Wiedersehen mit ihr. Und gemeinsam begeben sich die Gefährten auf die Suche nach dem im Westen gefürchteten „Weißen Häuptling“ Parranoh, mit dem nicht nur Old Firehand noch eine Rechnung zu begleichen hat.

Zuerst möchte ich sagen, dass meine Beziehung zu Karl May eigentlich ausschließlich durch Hörspiele begonnen hat. Meine ersten Karl-May-Vertonungen waren die Bearbeitungen des „Orientzyklus“ von Benno Schurr und Kurt Vethake, entstanden in den 1960er Jahren. Und auch wenn diese ohrenscheinlich karg inszenierten Hörspielfassungen meist nicht mehr als Bruchstücke der Romane abbilden, fesseln sie mich durch das feine Spiel der beteiligten Sprecher noch heute.

Unvergessen bleiben natürlich auch Konrad Halvers Fassungen der Winnetou-Romane, sowie Walter Adlers an Opulenz kaum zu überbietende Orientzyklus-Bearbeitung, die er 2007 für den WDR inszeniert hat.

Nun also Old Firehand vom Label Ohrenkneifer, das sich ja in der Vergangenheit bereits mit dem Thriller Blutige Fährten erste Sporen :-) im Genre Western-Hörspiel verdient hat.

Dank des detailreichen Sounddesigns ist man als Hörer von der ersten Minute an mittendrin im Wilden Westen. In ruhigen Momenten kommt Lagerfeuerromantik auf, während wilder Schlachten – und von denen gibt es einige – entsteht eine eindrucksvolle Geräuschkulisse, die Action im Medium Hörspiel so klingen lässt, wie sie sich im Jahr 2015 anzuhören hat.

Insgesamt ist die Geschichte, so wie sie Dirk Hardegen anlegt, um einiges rauer als etwa die kuscheligen Karl-May-Verfilmungen der 1960er Jahre von Alfred Vohrer und Harald Reinl. Winnetou, gespielt von Marc Schülert ist mehr Krieger als Friedensstifter, Parranoh (Detlef Tams) ist ein waschechter Psychopath und Sam Hawkens ist kein alter Berliner Trottel, sondern ein kaltblütiger Westmann, immer auf der Suche nach dem nächsten Skalp.

Da überrascht fast die Wahl des Schauspielers Bernt Hahn für die Rolle des Old Firehand, denn der wirkt mit seiner samtweichen Stimme fast eine Spur zu sanft für den arg vom Schicksal gebeutelten, auf Rache sinnenden Abenteurer.

Sehr natürlich ist auch das Zusammenspiel von Dirk Hardegen als Old Shatterhand und Christiane Marx als Ellen, denn nach ersten Startschwierigkeiten kommen sich die junge Frau und der junge Mann im Verlauf der Geschichte immer näher. Neben Action ist in dem Hörspiel also auch Platz für großes (Melo-)Drama.

Die von Regisseur, Produzent und Shatterhand-Darsteller Hardegen komponierte Musik erinnert in ihrer aufwändigen Machart an den Soundtrack eines großen Hollywoodfilms. Und in Momenten, in denen der Häuptling der Apachen auftaucht, verbeugt sich der Komponist tief vor den bekannten Filmmelodien Martin Böttchers aus den 1960er Jahren.

Wie von den Produktionen des Labels gewohnt, bietet auch dieses Hörspiel am Ende ein Featurette, in dem Dirk Hardegen von seiner Arbeit an dem Hörspiel berichtet und etwa erklärt, warum er neben dem Ich-Erzähler Shatterhand mit Heiko Grauel noch einen weiteren Erzähler eingesetzt hat. Oder warum er bewusst die altertümliche, für moderne Ohren verschnörkelt wirkende Sprache der literarischen Vorlage beibehalten hat.

So ist Old Firehand ein rundum gelungenes Wild-West-Abenteuer geworden, dem es auf behutsame Art und Weise gelingt, einen Klassiker mit den Möglichkeiten des modernen Hörspiels in Einklang zu bringen.

(Cowboy-)Hut ab, Ohrenkneifer!

Weitere Infos gibt es hier!

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