Locke & Key – Die komplette Serie

Familie Locke erlebt die Hölle auf Erden, als zwei Jugendliche in ihr Haus einbrechen und den Vater ermorden.
Die Überlebenden ziehen in das Key House im Städtchen Lovecraft. Und das Geburtshaus des Familienvaters birgt jede Menge Geheimnisse.
Überall scheinen Schlüssel und Schlösser versteckt zu sein, die dem Benutzer übernatürliche Fähigkeiten verleihen.
Aber im Haus lauert auch ein Dämon, der es ebenfalls auf die Schlüssel abgesehen hat. Und um sie in seinen Besitz zu bringen, sind ihm alle Mittel recht.

Bereits im Jahr 2016 erschien diese Hörspielfassung der gleichnamigen Comicreihe von Autor Joe Hill, dem Sohn von Stephen King, und Zeichner Gabriel Rodriguez.
Ich habe die Comics nicht gelesen, aber aus Anlass der kürzlich gestarteten Netflix-Verfilmung wollte ich mit der Hörspielumsetzung von Audible beginnen.

Verantwortlich für das sechsteilige, 14 Stunden lange Mammutwerk zeichnet Kai Schwind, der spätestens mit seinem Found-Footage-Hörspiel „Das Lufer Haus“ bewiesen hat, dass er weiß, wie man Hörspielfreunde das Gruseln lehrt.

Zu allererst sticht die ausgezeichnete Besetzung ins Ohr, denn man hat einiges an Sprecherprominenz aufgefahren.
Von Frank Schaff über Lutz Mackensy, Anke Reitzenstein, Oliver Wnuk und Cathlen Gawlich tummelt sich ein hochkarätiger Cast im Geisterhaus der Lockes.
Auch die Kinder der Familie sind erstklassig besetzt, wobei ich ein besonderes Lob an Claude Albert Heinrich aussprechen möchte, der Bode, den Jüngsten der Familie sehr überzeugend und anrührend verkörpert. Und es ist Bode, der als Erster auf das Geheimnis der Schlüssel und Schlösser des Hauses stößt.

Die Atmosphäre wird durch einen wirklich filmreifen Soundrack von Viktor Weimer und Peter van Riet getragen, der oft spielerisch, verzaubert und leierkastenartig, in dramatischen Szenen aber auch bombastisch daher kommt.

Und dramatisch wird es immer wieder, etwa wenn die Kinder einen neuen Schlüssel und eine damit verbundene Fähigkeit entdecken, oder wenn sie der „Oberdämon“ unsichtbar durch das Herrenhaus jagt.

In solchen Sequenzen zeigt sich jedoch auch das einzige, aber bedeutende Manko der Produktion:
Es fehlt ein Erzähler.

Zwar tritt am Anfang eines jeden der sechs Kapitel Jürgen Kluckert auf und fasst die bisherigen Geschehnisse kurz zusammen, aber ansonsten ist der Hörer lediglich auf die Soundeffekte sowie auf die Schilderungen der jeweils agierenden Figuren angewiesen, um sich im Reich der Schlösser, Schlüssel, Geister und Zeitebenen zurecht zu finden.

Die turbulenten Sequenzen sind zwar akustisch opulent bebildert, dennoch verliert man bei Szenen wie der weiter oben geschilderten Dämonenhatz ohne einen helfenden und allwissenden Begleiter in Gestalt eines Erzählers gerne mal den Überblick. Oder es kommt zu einem Overkill an Höreindrücken, etwa wenn eine der Figuren sich mithilfe eines Schlüssels in einen Riesen verwandelt und sich ihrerseits auf die Jagd nach dem Oberbösewicht macht.

Stark wird die Produktion dann aber wieder gerade in Szenen, die so gar nichts mit Übersinnlichem zu tun haben, sondern die die Trauer und Traumata der einzelnen Familienmitglieder beschreiben.
Tyler, der Älteste, gibt sich selbst eine Mitschuld am Tod des Vaters, der kleine Bode verarbeitet den Verlust auf kindgerechte und manchmal herzzerreißend rührende Weise.
Und die Mutter, gesprochen von Vera Teltz, verfällt zunehmend dem Alkohol und versucht doch vehement den Schein der Familie aufrecht zu erhalten.

So ist „Locke & Key“ zwar vornehmlich ein unheimliches, fantastisches, manchmal beinahe vor Ideen und Eindrücken überbordendes Coming-of-Age-Abenteuer, welches aber gerade auch in seinen zutiefst tragischen und menschlichen Momenten zu überzeugen weiß.

In freundlicher Zusammenarbeit mit Audible.

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