Der Gott des Gemetzels

gemetzelDer Sohn von Annette und Alain hat dem Sprössling von Véronique und Michel auf dem Spielplatz zwei Zähne ausgeschlagen. Nun wollen die Eltern gemeinsam beraten, wie sie mit dem Vorfall umgehen sollen. Was eine vernünftige Aussprache werden soll, gleitet bald in ein Fiasko ab, in dem die Beteiligten alle zivilisatorischen Hüllen fallen lassen, und in dem es bald um weitaus mehr geht als nur um eine harmlose Keilerei zwischen zwei Schulkindern.

Das erfolgreiche Theaterstück von Yasmina Reza, 2011 mit Christoph Waltz, Kate Winslet, Jodie Foster und John C. Reilly und unter der Regie von Roman Polanski verfilmt, liegt hier in einer Hörspielproduktion des MDR aus dem Jahr 2008 vor.

Während die Verfilmung durch eine ungelenke Dramaturgie sowie zwischen Overacting und Blutleere hin und her chargierende Starmimen eher enttäuschte, konzentriert das Hörspiel die Handlung auf knackige 56 Minuten, in denen die beteiligten Schauspieler wohldosiert und wirkungsvoll nach und nach aus der Fassung geraten. Sylvester Groth (Otherland) als Alain hat eigentlich nichts außer seinen Anwaltsjob und die damit verbundenen Handygespräche im Kopf, Corinna Harfouch als seine Frau Annette bemüht sich dabei zusehends, die gute Miene zum bösen Spiel zu wahren, sorgt allerdings für einen Eklat, als sie sich auf den Wohnzimmertisch der Gastgeber erbricht. Die Gastgeber, gesprochen von Ulrike Krumbiegel und Udo Wachtveitl müssen sich derweil von Snob Alain allerlei Spitzfindigkeiten gefallen und sich zudem immer wieder mit der Frage konfrontieren lassen, ob denn nicht auch das Opfer und dessen Eltern wenigstens ein kleinen Anteil der Schuld an dem unerfreulichen Spielplatzereignis tragen.

So nimmt das Unheil seinen Lauf, und mit ihm ein großartig gespieltes Hör-Kammerspiel, in dem die Beteiligten alle Register ihres schauspielerischen Könnens ziehen.

Kein Kinderkram, aber ein wahrhaftig bitterböser Spaß mit überragenden Darstellern.

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