Black Fridays – Am Freitag schwarz

michael sears am freitag schwarz black fridaysJason Stafford, einst ein überaus erfolgreicher Börsenmakler an der Wall Street, hat gerade eine mehrjährige Haftstrafe wegen Betrugs abgesessen. Er will in der Branche wieder Fuß fassen und nimmt den Auftrag einer Investmentfirma an. Er soll den mysteriösen Tod eines jungen Hedgefonds-Traders untersuchen. Und Stafford, der nebenbei alle Hände voll damit zu tun hat, sein Privatleben wieder in Ordnung zu bringen, stößt bei seinen Nachforschungen auf ein verbrecherisches Netzwerk, dessen Mitglieder auch vor Mord nicht zurückschrecken.

Dieses Hörbuch war sozusagen ein Griff ins Blaue, denn Wirtschaftsthriller sind eher nicht so mein Ding, und nach dem eher reißerischen Klappentext und dem zugegebenermaßen wirklich bekloppten deutschen Untertitel rechnete ich auch eher mit einem Thriller nach Schema F. Glücklicherweise habe ich mich geirrt.

Der Roman ist während seines Thrillerplots wirklich spannend, und das eben auch und gerade für Leute, die sonst nicht viel mit Börsenkauderwelsch von Tradern, Hedgefonds oder Dividenden am Hut haben. Außerdem versteckt sich hinter dem Kriminalroman noch die nicht minder spannende, berührende, aber bis zum Ende niemals kitschige Geschichte der Beziehung eines Vaters zu seinem Kind. Denn Staffords Sohn, von dessen Mutter er seit seiner Haft getrennt lebt, ist Autist.

Und der Autor Michael Sears, selbst ein ehemaliger Wall-Street-Manager, beweist auch in diesen dramatischen Passagen, in denen Stafford um das Sorgerecht für seinen Sohn kämpfen muss, großes Feingefühl und fundierte Kenntnisse über die Krankheit Autismus.

Schön ist auch, dass sich Jason Stafford im Lauf der Geschichte nicht „hollwwoodlike“ vom Saulus zum Paulus wandelt, sondern sich immer wieder entscheiden muss, ob er mit noblen oder unsauberen Methoden seine Ziele erreichen will.

Und jetzt komme ich mit zur größten Freude an diesem Hörbuch, nämlich dem Sprecher Herbert Schäfer, den Videospielfans vielleicht als deutsche Stimme des Commander Shepard aus dem Spiel Mass Effect kennen werden.

Schäfer, dessen Stimme an die des ebenfalls großartigen Vorlesers Stephan Schad erinnert, beweist in der Interpretation der einzelnen Figuren eine ungeheure Wandlungsfähigkeit. Manchmal, etwa in den Szenen, in denen Stafford auf seine alkoholkranke Ex-Frau trifft, fühlt man sich fast wie in einem Ein-Mann-Hörspiel.

Außerdem beherrscht er wie nur wenige die Kunst, die Figuren niemals zu überzeichnen oder zu chargieren. Es ist eine wirkliche Freude, sich von ihm sieben Stunden lang durch die spannende und emotionale Geschichte des Ich-Erzählers Jason Stafford führen zu lassen.

Ein wirklich gelungener Debütroman, großartig gelesen, und weit mehr als „nur“ ein Thriller.

Weitere Infos gibt es hier!

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